Die Institutio
Die "Institutio christianae religionis" ist das theologische Hauptwerk Johannes Calvins. Sie ist 1536 zum ersten Mal in Basel erschienen. In der endgültigen Fassung liegt der “Unterricht in der christlichen Religion”, so der Titel auf deutsch, seit 1559 in vier Teilen mit insgesamt 80 Kapiteln vor.
Für viele Reformierte nicht nur in Europa ist dieses Buch eines der Grund legenden Werke ihrer Tradition.
Zum Gebrauch im Studium und in den Gemeinden hat Otto Weber die “Institutio” in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ins Deutsche übersetzt. Seit vielen Jahrzehnten also lag das Buch vor, zuletzt in einer schön gestalteten Ausgabe im Fraktursatz, mit Dünndruck und Fadenheftung. Leider ist es vergriffen. Bis zum Jubiläumsjahr 2009 soll eine inzwischen inzwischen notwendig gewordene sprachliche Überarbeitung der Weberschen Übersetzung erscheinen, an der Wissenschaftler aus den Niederlanden und aus Deutschland arbeiten.
Die hier vorliegende Ausgabe von Johannes Calvins „Institutio christianae religionis“, der Unterricht in der christlichen Religion, ist die in der Übersetzung von Otto Weber, die als Buch 1955 im Neukirchener Verlag erstmals erschienen ist.
Zur Entstehung der Institutio
Die „Institutio“, wie Calvins Werk meist in Kurzform genannt wird, ist das wichtigste Werk des Reformators Johannes Calvin, dessen Geburtstag sich 2009 zum 500. Male jährt. Zum ersten Mal erschien die Institutio 1536 und war recht kurz; Calvin orientierte sich stark an Luthers Kleinem Katechismus – und als ein Katechismus war das kleine Werk mit seinen sechs Kapiteln ursprünglich auch gedacht; allerdings als ein Katechismus für die Gebildeten, weil es nur auf Latein erschien.
In der Genfer Zeit von 1536 bis 1538 konnte Calvin seinen Plan, seinen Unterricht zu überarbeiten, nicht verwirklichen; erst 1539 in Straßburg gelang ihm dies. Der Band war nun dreimal so dick wie die erste Fassung und umfasste jetzt schon 17 Kapitel. Der Aufbau hatte sich völlig verändert und bildet ab 1539 den theologischen Grundriss für alle folgenden Ausgaben der Institutio. Die Ausgabe von 1539 übersetzt Calvin auch ins Französische. Weitere Überarbeitungen folgen: 1543 erscheint eine neue lateinische Fassung (französische Übersetzung 1545), jetzt mit 21 Kapiteln; die vorletzte Überarbeitung von 1550 (französische Übersetzung 1551) enthält aufgrund des Umfangs eine Unterteilung der Kapitel in Paragraphen, und die letzte Fassung mit deutlichen Erweiterungen entstand 1559 (französische Übersetzung 1560). Der zuweilen recht polemische Stil innerhalb der Institutio zeigt deutlich, dass es kein orthodoxes und gleichsam abgeklärtes Werk ist – Theologie ist hier in Auseinandersetzung und an konkreten Herausforderungen sich abarbeitend tätig, und damit auch kirchenbildend.
Aufbau und Inhalt der Institutio von 1559
Die Institutio hat vier Teile, auch Bücher genannt.
Der erste Teil ist überschrieben mit: „Von der Erkenntnis Gottes als des Schöpfers“ und umfasst 18 Kapitel. Zunächst thematisiert Calvin, wie die Gotteserkenntnis und die Selbsterkenntnis des Menschen zueinander in Beziehung stehen – und wie der Mensch in beidem wachsen kann. Dazu ist die heilige Schrift „als Leiter und Lehrer“ (so Buch 1, Kap. 6) geeignet, deren Glaubwürdigkeit vom Heiligen Geist bestätigt wird. Die Heilige Schrift zeigt den dreieinigen Gott, der den Menschen rein geschaffen hat und ihn trotz seiner Sünde weiterhin leitet und lenkt.
Der zweite Teil ist überschrieben mit: „Von der Erkenntnis Gottes als des Erlösers in Christo“ und hat 17 Kapitel. Im engeren Sinne wird hier die Frage der Erlösung thematisiert. Der sündige Mensch kann von sich aus keinen Weg zu Gott finden; alleine der Mittler Jesus Christus ist Hilfe. Das Gesetz ist dabei nicht allein da, um dem Menschen seiner Sünde zu überführen, sondern vor allem ist es dazu da, den Christen den Weg zu einem gottgefälligen Leben zu zeigen; Christus nämlich hat das Gesetz wieder hergestellt. Dass Alte und Neue Testament sind dabei zwar unterschieden, aber doch aufeinander und vor allem auf Christus bezogen. Und Christus ist in seinem dreifachen Amt als Prophet, König und Priester (damit bindet Calvin Amt und Person Jesu Christi eng zusammen) derjenige, der dem Sünder Gnade und Heil erworben hat.
Das dritte Buch trägt den Titel: „Auf welche Weise wir der Gnade Christi teilhaftig werden, was für Früchte uns daraus erwachsen und was für Wirkungen sich daraus ergeben“ und hat 25 Kapitel. Hier behandelt Calvin vor allem das Verständnis des Glaubens, die Rechtfertigungslehre und die Frage nach den guten Werken, das Gebet und die Erwählung – es sind also alles Themen, die „das innere Wirken des Heiligen Geistes im Gläubigen“ (F. Wendel) betreffen. Manche Passagen sind hier besonders durch Auseinandersetzungen geprägt, z.B. mit Osiander um das Verständnis der Rechtfertigung oder mit der römisch-katholischen Theologie bei den Fragen der Werke. '
Das abschließende vierte Buch trägt den Titel: „Von den äußeren Mitteln oder Beihilfen, mit denen uns Gott zu der Gemeinschaft mit Christus einlädt und in ihr erhält“ und hat zwanzig Kapitel. Im Mittelpunkt steht hier das Sein und Handeln der Kirche – und dazu gehören die Fragen nach den kirchlichen Mitarbeitern und damit nach den Ämtern in der Kirche, nach der Autorität, die die Kirche hat (oder eben nicht hat – hier gibt es Diskussionen mit römisch-katholischer Lehre) und nach den Sakramenten. Den Abschluss bildet ein Kapitel, das das Verhältnis von Kirche und Staat, aber auch die grundsätzlichen Aufgaben des Staates behandelt.
Wirkung der Institutio
Die Wirkung dieses Werkes Calvins kann kaum überschätzt werden. Für die französisch-sprachige reformierte Kirche wurde es zum theologischen Lehrbuch und über Frankreich hinaus infolge der vielen in Genf studierenden Theologen zum Dokument, auf das sich die verschiedenen reformierten Theologien in den verschiedenen Ländern ausrichteten – freilich in großer Freiheit; so wurde beispielsweise die Prädestinationslehre im Heidelberger Katechismus, der sonst vielfach auf Calvin bezogen ist, gar nicht aufgenommen. Das von Calvin selber im Vorwort benannte Ziel lautet denn auch nicht, dass es um seiner selbst willen interessant sei, sondern dass es „für alle Kinder Gottes so etwas wie ein Schlüssel und eine Tür zu einem guten und rechten Verständnis der heiligen Schrift sein kann.“
(Prof. Dr. Georg Plasger)